Alles hat ein Ende…
2. Mai 2006 // 00:03 // von melanie
Es ist 00:03 Uhr. Ich komme direkt vom Bahnhof. Vor wenigen Minuten ging eine unglaubliche Reise zu Ende. Zu dritt winkten wir unserem Zug hinter her, bis die roten Warnlichter in der Nacht verschwanden. Ein wehmütiges Gefühl, am Ende ging alles so schnell.
In Berlin angekommen, zogen wir sofort in den Tränenpalast. Die Abschlusskonferenz stand auf dem Programm. Trotz des Feiertages, konnten wir drei Vertreter aus Bundes- und Europapolitik für unser Podium gewinnen. In einer öffentlichen Debatte, die gerne mehr Gäste hätten besuchen können, diskutierten wir die Ergebnisse unserer Reise. Am Ende wurde eine, von uns verfasste, “Europäische Deklaration” verlesen, die auf den Erfahrungen unserer Fahrt beruht.
Um 17:42Uhr stiegen wir wieder ein, in unseren Party-EUROPAZUG. Viermal ging es nun im Zweistundentakt quer durchs Berliner Schienennetz. Die Türen standen offen, jeder der ein Ticket hatte durfte mit. Das Interesse war groß und so drängten sich bald unzählige Leiber durch die Gänge unseres Zuges. Wo einst hitzige Debatten statt fanden, tanzten nun gutgelaunte fremde und bekannte Gesichter zu osteuropäischen Klängen. Der Barwagen wurde zur Hüpfburg. Springende, jubelnde Menschen soweit das Auge reicht. Im Mittelwaggon eine große Leinwand, alle 10 Sekunden rennt ein neues Foto hindurch. Daneben zeigt ein Film die “2 Seiten” unserer Reise.
Die erste Runde geht zu Ende. Am Bahnsteig herrscht reges Treiben. Neue Gäste möchten zu uns an Board- ein Austausch beginnt. Einige steigen ein, andere steigen aus. Darunter auch große Rucksäcke und rote T-Shirts… Die ersten von uns verlassen den EUROPAZUG. Zeit zum Abschied bleibt kaum. Schon heißt es wieder: Einsteigen Bitte! Die zweite Runde beginnt.
Jetzt ist jedem klar, das war es. In den Abteilen finden sich Grüppchen zusammen, Nummern werden getauscht, Leute verabschieden sich, erste Tränen fließen.
Unbeschreibliche 8 Tage gehen zu Ende. Ein Experiment der besonderen Art ist gelungen. Mit einer großartigen Idee und hochgesteckten Zielen verließen wir Berlin. Mit dem großartigen Gefühl, was bewegt zu haben und Erinnerungen, von denen wir noch lange zehren können, kamen wir zurück.
DANKE EUROPAZUG 2006
Jazz zum Frühstück
1. Mai 2006 // 12:38 // von melanie
Wieder einmal haben wir das Unmögliche möglich gemacht. Mit einem neuen Rekord in der Tasche, verlassen den Görlitzer Bahnhof. Ganze 10 Minuten blieben uns heute, um den Zug vollständig zu beladen. Um 11:09 Uhr viel der Startschuss. Es ging zu wie in einem Ameisenhaufen. Ein großes Gewusel im Gepäckraum, rennende Menschen auf dem Weg zu Gleis 12, am hinteren Ende des Bahnhofes, überall zupackende Hände und patschnasse Gesichter. Doch wie auch die letzten Tage bewahrheitet sich: “Gemeinsam sind wir stark”, und so konnte der Europazug 2006 pünktlich um 11:19 Uhr seine letzte Etappe antreten.
Der Tag begann anders als sonst. Zum ersten Mal klingelte der Wecker nach 8 Uhr. Halbwegs ausgeschlafen ging es aus den kuschelig weichen Hotelbetten direkt zum Bahnhof. Ein Jazz-Frühstück erwartete uns. Quer durch die Bahnhofshalle zog sich eine lange Tafel mit frischen Brötchen, Kaffe und allem was dazu gehört. Und der Jazz? Sechs junge Männer bauten am hinteren Ende ihr Instrumente auf- dann ging es los. “Sound expansion”, unsere Zugband, eroberte den Bahnhof. Nun endlich komplett, der Posaunist kam am Vorabend dazu, holten sie uns von den Stühlen. So tanzten wir mit Passanten und Zuschauern bis zum Startschuss um 11:09 Uhr.
Alles war anders heut morgen auch die Fahrt. In nur wenigen Stunden sollten wir unser Ziel erreichen. Kein politischer Salon, keine Workshops, keine Zeit. Nur das Mittagessen erinnerte an den gewohnten Rhythmus der vergangenen 7 Tage. Der Zug verwandelte sich eine Ausstellung. Überall wurden Wände geschmückt, Kartons postiert, Bilder aufgehängt, geräumt und geschoben. Und alles im Eiltempo. Nur noch eine Stunde bis Berlin.
Ins Gespräch kommen
30. April 2006 // 16:00 // von kristina
Das Beste am Europazug ist, dass man mit Leuten ins Gespräch kommt, mit denen man sonst nie sprechen würde. Wem von uns fällt es schon im Alltag ein, einen fremden Menschen anzusprechen und fragen, wie es ihm geht und was er von seinem Land oder Europa hält? Es ist klasse, dass wir eben das beim Europazug tun. In verschiedenen Ländern bekommen wir rührende Geschichten zum Hören. Als mir in der Slowakei ein ehemaliger politischer Häftling erzählte, dass es ihm heute noch schlimmer geht, als in den kommunistischen Zeiten, hatte ich Tränen in den Augen. Und als ich mich mit alten Obdachlosen fotografierte, die glücklich waren, dass sich ein junges Mädchen für sie interessiert, wusste ich, es war richtig, in den Europazug einzusteigen.
Regentanz in Krakau
// 15:42 // von mila
Mit Pauken und Trompeten wurde der Europazug in Krakow empfangen. Ein Pole schwenkte die EU-Flagge, Touristen machten Fotos vor dem Hintergrund der rotbeshirteten Zügler. Dann eine Karawane durch die Stadt im Takt der Kapelle. Nieselregen und Grau. An einer Ecke Pause, die Bläser verstummen, Trommeln setzen an. Begleitet von der Sambagruppe tanzen wir auf den Rynek, bewundern die Arbeiten der besten Stuckateure der Welt und beginnen mit dem Aufbau. Wie jeden Tag werden Kisten und Schachteln, Rollen und Technik an die Veranstaltungsorte gebracht. Das Hindernis in Form eines Bauzauns muss überwunden werden. Rund um die Bühne und den Kulturkiosk sammeln sich die Projekte. Einige hat es auch in die historischen Tuchhallen verschlagen. Dort ist es wenigstens trocken und nicht ganz so windig.
Das Publikum ist anders in Krakow. Touristen, Geldsammler und einige abgebrühte Großstädter. Noch dazu das Wetter, das langsam allen in die Knochen kriecht. Aber auf der anderen Seite scheinen einige Projekte gerade hier besonders gut zu funktionieren. Besonders die, die auf Unterhaltung setzen. Gut, dass es die einzige so große Stadt ist. Allein schon, weil das Nachtleben zu viel bietet und alle noch weniger schlafen als sonst.
Heute morgen am Bahnhof half nach weniger als einer Hand voll Schlaf nur eines: mit der Party fortzufahren. Die Trommeln wurden ausgeladen und das Tanzbein geschwungen.
Die Zugfahrt dann eher schläfrig und kalt. Die Heizung fällt aus und so genießen wir nach dem Mittagessen gleich zwei Entschädigungen auf einmal. Nachtisch für das gestern verspätete Essen und polnische Spezialitäten.
In wenigen Minuten kommen wir an in Görlitz. Schon herrscht wieder Hektik.
Auf nach Krakau
29. April 2006 // 18:05 // von melanie
Schlaf kann manchmal Wunder bewirken, vor allem wenn man ihn bekommt. Die Akkus aufgeladen und dem entsprechend munter verließen wir heute die Slowakei. Die Stimmung im Zug ist regelrecht heiter. In einem Abteil wird gesungen, woanders hört man fröhliches Gelächter. Die Arbeit geht wieder besser von der Hand, einige von uns berichteten gar von EntZUGserscheinungen. Ja, wir sind wieder fit und fiebern der Ankunft in Krakau entgegen. Der Tag begann mit einem Frühstück auf Schienen. Frischer Kaffee, knusprige Hörnchen und Aufstrich in unserem gemütlichen Mitropawagen, ein gelungener Start. Noch vor dem Mittag erreichen wir die Grenze. Routiniert zücken wir unsere Pässe, ein kontrollierender Blick hier, ein Stempel dort, dann geht es weiter. Witamy Polske - Willkommen Polen! Ein paar Regenwolken ziehen über uns hinweg, es wird merklich kühler. Doch vom Wetter lassen wir uns nicht die Laune verderben, schließlich war die Sonne am Ende immer auf unserer Seite.
Krakau rückt näher. Rechts zieht die Tatra an uns vorbei. Es wird dunkel, wir passieren einen Tunnel. Die kleinen Lämpchen auf den Tischen des Speisewagens beginnen zu glühen, wieder einer dieser gemütlichen Augenblicke, die unsere Reise so unvergesslich machen.
Da eine Durchsage “Liebe Zugreisende, in wenigen Minuten erreichen wir Krakau.” Jetzt beginnt es wieder, das Gewusel in den Abteilen. Koffer klappen zu, Laptops verschwinden in den Taschen, in Eile aber mit gelassener Gewohnheit bereiten wir uns auf den Ausstieg vor. Die Abläufe sind klar, die Aufgaben verteilt- nur eines kann niemand von uns steuern - das Kribbeln im Bauch ob der Dinge die, auf uns warten.
Heute Ruhetag // Košice
28. April 2006 // 20:39 // von tom
Ausschlafen, endlich einmal warten, bis sich die Lust auf Schlafen legt, und die Sonne stark genug ist, einen aus dem Bett zu locken. Auch der Zug ruht sich heute aus, programmgemäß für einen Tag auf einem Abstellgleis am Košicer Bahnhof.
Sitze auf dem Balkon in der fünften Etage eines absolut osteuropäisch anmutenden Plattenbauhotels, 120 slowenische Taxikronen (so um die vier Euro) vom Bahnhof entfernt. Einsam erwarten neonbeleuchtet zwei quadratische Seifenstückchen auf einer großblumigen, lila-roten Tischdecke den Besucher. Leere Regale hängen schief und einsam an der Wand. Lange schon wollten sie sich losreißen, aus der leeren, immer wieder weiß getünchten Wand. Jetzt sind sie müde. Das Zimmer riecht nach Desinfektionsmittel und Hasenstall, im Bad macht sich eine vergilbte Krankenhausromantik breit. Die Zimmer sind die Inkarnation des sozialistischen Traumes von Vereinheitlichung gepaart mit proletarischer Einfachheit und Fantasielosigkeit. Fortschritt wurde in diesem Zimmer in den Achtziger Jahren eingestellt. Den Patanoster, der die zwölf Etagen durchpflügt, schaltet man zur Nachruhe ab, weil er auf den langen, hallenden, gleisendweißen Fluren ein bedrohlich quietschendes Geräusch verbreitet - als grüben sich Klauen eines Braunkohle-Schaufelrades durch die Gänge.
Hier auf dem Balkon herrschen Frieden und Sommer. Auf dem Geländer, dass schon so viele Farbschichten erlebt hat - die letzten waren rot, hellblau, jetzt hellbraun und Rost -, putzt sich gurrend eine Taube das Gefieder. Unten tragen Großmütter Einkaufstaschen um die Wette, Kinder spielen Fußball und irgendwo in der Ferne dringt aus einer Anlage diese Sorte Popmusik, bei der man nur die kurzberockte Sängerin austauschen muss und die Musik wird plötzlich italienisch, spanisch, deutsch, russisch oder eben slowakisch.
Heute ist ein Tag Reflektion und der Ruhe für die meisten von uns. Nicht wenige Projekteilteilnehmer haben sich in einem der Zimmer verschanzt und tippen auf großgemusterten Blümchendecken in ihre Laptops, schneiden Filme, reparieren, konzipieren, sammeln sich oder tippen Texte für den Tourblog.
Seit Berlin bewegen sich alle Europazug-Teilnehmer in einem Dauer-Trancezustand. Der Kopf ist so voll von neuen Eindrücken, Menschen, Bildern, Gedanken, Gerüchen: jeden Nachmittag Ankunft in einer neuen Stadt, mit sehr herzlichen Empfängen, Jubeln, Musikkapellen, Schauspielern auf den Bahnhöfen und Protokoll mit den politischen Lokalmatadoren. Dann den kompletten Zug ausräumen: das eigene Gepäck in den einen, die Materialien für die Projekte in den anderen Bus, dann wieder alles ausräumen am Festivalort, Projekte aufbauen und auf die Menschen zugehen, Gespräche, Konzerte, Lesungen, Reden, Spiele, Projekte, Bilder machen, Hunger vertreiben. Nachts um zehn wieder alles abbauen, in Busse verladen, in den Zug räumen und auf zur Europaparty, deren Ausläufer sich meist bis drei-vier Uhr erstrecken. Danach Hotel und das dort irgendwo wartende Gepäck suchen, Zähne putzen, besser nicht in den Spiegel schauen, drei Stunden schlafen. Erbarmungslos klingelt der Wecker um sieben. Und doch sind alle wieder da beim Frühstück, sind guter Laune, scherzen, lachen und blinzeln aus Augen, die sich nach Schlaf sehen. Den findet man vielleicht für ein paar Minuten im Zug, wenn Zeit bleiben sollte zwischen den täglichen politischen Salons im Konferenzwagen, den Workshops, dem Vor- und Nachbereiten der eigenen Projekte. Mein persönlicher täglicher Zughöhepunkt ist das Mittagessen im Speisewagen: Zwischen holzvertäfelten Wänden mit großen Spiegeln an den Stirnseiten, sitzt man auf roten Polstern, vor weißer Tischdecke mit Blumendekoration und isst, während vor großen Fenstern Berge, Wiesen, Dörfer, Pferdekarren und unbeschrankte, bimmelnde Bahnübergänge vorüberziehen. Ein göttliches Erlebnis!
Eine halbe Stunde vor Ankunft am Zielbahnhof beginnt die große Hektik - alles muss funktionieren, die Sachen wiedergefunden und verpackt sein. Was jetzt nicht da ist, findest Du nie wieder. Dann Durchsage “Noch fünf Minuten”, mehr Häuser ziehen am Fenster vorbei, die Bebauung wird dichter, wird zur Stadt, die Gleise vervielfältigen sich, der das Rattern des Zug wird langsamer, neugierige Körper hängen jubelnd aus den Fenstern, die Musik wird lauter, die Blaskapelle setzt an an das Spiel beginnt von Neuem.
Ich bin froh, über die Ruhe heute. Einfach nur dasitzten, dem Kino im Kopf zuschauen, Schreiben, Sammeln, Verarbeiten, bei starkem Kaffe ein wenig in die Sonne blinzeln und sich eine Zigarette anstecken. Die Bilder reichen für Wochen. Nicht vorstellbar dass wir erst vor vier Tagen Berlin verlassen haben sollen, nicht vorstellbar, dass dieser fantastische Traum in vier Tagen wieder enden soll, dass wir zurückkehren in vertraute Straßen, Räume, Büros. Kneif mich nicht, ich habe Ruhetag.
Košice - Der freie Tag
// 15:34 // von maria
Heute pfiff kein Schaffner zu Abfahrt des Zuges, heute konnten wir ausschlafen. Zum Glueck gab es lange Fruehstueck.
Doch hielt es die Europazuegler nicht lange im Bett. Die Sonne lockte nach draussen und die wunderschoene Altstadt lud zum Entdecken ein. Auch wenn wir nicht zusammen loszogen, so trafen wir uns schnell in den Strassencafés von Košice. Am Kiosk dann die grosse Überraschung. Auf der Titelseite des Regionalblattes finden wir ein riesiges Foto von unserer Ankuft.
Die Architektur der Stadt erinnert an Wien und ueberhaupt an die Epoche der Habsburger. Die Fassaden strahlen, erzaehlen aber auch die Geschichte der Stadt.
Auch wenn der heutige Tag frei ist, habe ich das Gefuehl, dass keiner einfach nur rumsitzt. Viele schreiben Artikel für unsere Zugzeitung und werden dabei von Rebecca, Alfi und Christian von der Jugendpresse betreut.
Andere arbeiten an ihren Projekten, die in den letzten Tagen so grossen Zulauf erhielten, dass die Ergebnisse erst jetzt aufbereitet werden können.
Susanne und Katrin zum Beispiel haben gestern fuer ihr Projekt “Gib Europa dein Gesicht†wieder viele Menschen fotografiert.
Diese schreiben auf die Rueckseite der Postkarte einen glücklichen Augenblick. Heute nun müssen die Fotos auf die Vorderseiten gedruckt werden.
Noch ist der Europazug noch nicht vorbei, doch einige denken auch schon an das danach. Wie können wir dann weiter in Kontakt bleiben? Also treffen sich manche um sich darüber Gedanken zu machen.
Martini, unser Regionalkoordinator, hat in der letzten Nacht wenig (eine Stunde!) geschlafen, ist aber trotzdem für unsere Fragen da. Danke dafür!
Heute abend werden wir uns von Kosice bei einem Kneipenbummel verabschieden oder auch Auf Wiedersehen sagen.
Morgen früh holt uns dann bereits 7.45 Uhr der Shuttle vom Hotel ab und bringt uns zum Zug. Und dann geht es schon nach Krakau.
Tag 4 Košice
// 15:26 // von melanie
Zum vierten Mal stelle ich nun meine Zahnbuerste in einen anderen Becher. Heute in Košice, der zweitgroessten Stadt der Slowakei.
Etwas müde und abgespannt, so lässt sich der Gemuetszustand der meisten sehr gut beschreiben. Die letzte Nacht in Pecs steckt uns noch in den Knochen. Die Fahrt war wie schon die letzten Tage, einfach zu kurz um ein Auge zu zu machen. Schon wenige Minuten nach der Abfahrt verwandelt sich unser Zug in ein Grossraumbüro, vor allem die hinteren Waggons. In einem kleinen Abteil sitzen Madeleine und Christoph. Gemeinsam produzieren sie “2 Seiten”. Das Filmprojekt bestimmt seit nunmehr vier Tagen den Rhythmus der Beiden. Ein Kampf gegen die Uhr. Es bleibt nur wenig Zeit, die Materialen des Vortages aufzuarbeiten. Zu wenig Zeit. Auch heute endet die Fahrt wieder zu früh. Um 16.10 Uhr erreichen wir Košice.
Wir waren nicht sicher, wie die Menschen hier auf uns reagieren. Hohe Arbeitslosigkeit und damit verbundene Probleme liessen eine große Skepsis gegenueber Europa und vielleicht auch gegenueber uns nicht aussschließen. Doch schon bei der Einfahrt zerschlugen sich unsere Sorgen. Jubelnde Menschen, eine großartige Kapelle, Fotografen, Kameras… einfach überwaeltigend dieser Empfang. Die Müdigkeit wich einer unbeschreiblichen Freude. Gemeinsam tanzten wir uns mit den Menschen am Bahnsteig bis vor die Tueren des Bahnhofsgebäudes, wo uns Bürgermeister und ein Parlamenstabgeordneter offiziell begruessten.
Bis in den späten Arbend begeisterten wir die Einwohner und die Einwohner uns.
Im “IC Culture Train” feierten wir mit französich-tschechischen Chansons, einer herzhaften Gulaschsuppe und dem ein oder anderen Bierchen in den Geburstag unserer Katrin A.
Nun falle ich mein Bett, das vierte Bett in vier Tagen. Morgen ist Ruhetag. Zeit die Akkus wieder aufzuladen und die Stadt näher zu erkunden. Aber vorher… lange, lange schlafen.
Traumwandeln durch Pécs
26. April 2006 // 22:20 // von tom
Völlig glücklich, sitze ich in einer Pécser Küche und kriege mein breites Grinsen noch immer von den Lippen. Der Empfang und das Festival in Pécs waren so überwältigend. Der Wahnsinn! Sollte ich je Zweifel am Europazug gehabt haben, wenn wir seinetwegen bis morgens um fünf völlig übermüdet im Büro saßen - der heutige Tag hat mich für alles entschädigt.
Bei traumhaften Kurze-Hosen-Wetter wurde uns ein Festival geboten, das farbenprächtiger und warmherziger nicht sein konnte. Überall lauerten spannende Gesichter, Kinder, Greise, Familien, junge Menschen, Gerüche. Wildfremde Menschen unterhielten sich, spielten miteinander, warfen sich Blicke zu und redeten über Europa, über ihre Wünsche, Träume, ihr Leben.
Vielleicht nicht zuletzt, weil ich heute Nacht kaum zwei Stunden geschlafen habe, war das Festival für mich wie das Wandeln durch einen schönen Traum. Die besten Bilder dieses Traumes findet Ihr in der Galerie.
So, wir müssen jetzt wieder raus aus der Küche, zurück zum Festivalgelände und dann auf zur Party Europaparty ins Café Dante. Dank an alle Pécser und die Arbeit der hiesigen Regionalkoordinatoren. Ich ahne, dass ich wohl erst in Berlin dazu kommen werde, den Schlaf nachzuholen.
Grüße aus Pécs
Tom
Maribor
// 20:48 // von melanie
Wir sind da. Zum dritten Mal heißt es nun Herzlich Willkommen Europazug. An den Gleisen begrüßte uns die Stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt. Die Teilnehmer vom Trommelworkshop präsentierten die Ergebnisse ihrer Arbeit. Begleitet von den rhythmischen Klängen der Trommler, zogen wir zum Festivalort, dem belebten Grajski Trg.
Eine große Bühne und bereits etliche Einwohner erwarteten uns. Da der Zug erst gegen sieben Maribor erreichte, blieben uns für diesen Abend nur wenige Stunden für unser Programm. Doch diese nutzten wir ausgiebig.Nach dem Aufbau der Projekte, und einigen Begrüßungsworten spielte zum Auftakt die internationale Band “Me Veseli”.
Sasa Stanisic, der uns seit Berlin begleitete, gab eine Kostprobe aus seinem ersten Roman. Rund um den Platz versuchten unsere Teilnehmer mit ihren Projekten die Menschen zu begeistern. “Sound expansion”, Band des Zuges, die sich jeden Tag um ein weiteres Mitglied vergrößert, traten zum ersten Mal auf. 3 Jungs, 3 Nationen, 4 Stunde Proben, klasse Auftritt.
Zum Aufbruch am Morgen waren alle pünktlich, so dass wir fröhlich die Fahrt in Richtung Pécs fortsetzen konnten. Wieder einmal begleitete uns der Sonnenschein bei unserer Reise durch die Ebenen Ungarns. An Bord des Europazuges gab es wieder einen politischen Salon, der sich heute mit der Frage zu Erweiterungsperspektiven der Europäischen Union beschäftigte.
Ein emotionaler Höhepunkt war die Lesung von Nadeschda Lazko aus Gomel/Belarus zum Jahrestages des Unglücks von Tschernobyl.
Endlich!
25. April 2006 // 20:33 // von jochen
Anstatt wie geplant gestern abend, konnte diese Webseite leider erst heute mittag zum ersten Mal von der Tour aus aktualsiert werden. Gestern abend hat uns die Technik mal wieder bewiesen, wie einfach es ist, unseren Plänen einen Strich durch die Rechnung zu machen: das örtliche Internetcafe akzeptierte keine USB-Sticks…
Dafür sitzen wir jetzt gemütlich in Maribor im lauen Frühlingsabend, schauen auf die Drava, den hiesigen Fluss, und tippen diese Zeilen. Drei neue Bildergalerien gibt es bisher zu bestaunen, wir hoffen, dass wir von nun an jeden Tag die Gelegenheit haben werden, die neuen Bilder direkt online zu stellen. Maribor zeigt uns in jedem Fall, wie einfach das gehen kann. Überhaupt hat die Stadt bei mir bisher bei mir einen durchweg positiven Eindruck hinterlassen: die Straßencafes in der Innenstadt sind voll, die Mariborer (?) allesamt hilfsbereit und fast durchgängig des englischen mächtig. Es herrscht ein entspannt gelassenes Klima auf der Straße. Es ist schwer zu beschreiben, ich bin kaum eine Stunde hier und trotzdem kann ich jetzt schon sagen: ich mag diese Stadt.
Berlin - České Budějovice
// 12:55 // von melanie
Nach 520 Kilometern und zehn Stunden auf den Schienen haben wir es geschafft. Die erste und längste Etappe liegt hinter uns. Bei strahlender Sonne und T-Shirt-Wetter erreichen wir České Budějovice.
Was bisher geschah…
Um 7.58 verließen wir pünktlich und fast komplett die Hauptstadt. Etliche Vertreter der Presse erschienen am Gleis 2 Berlin- Friedrichstraße und begleiteten uns bis zum ersten Zwischenstopp Berlin Schönefeld. Noch vor dem Grenzübergang nach Tschechien stand der erste Programmpunkt an- ein politsicher Salon zum Thema “Politische Kultur in Europa und die Rolle der Medien”. Hitzig debattierten wir über die Verantwortung von Medien, Gesellschaft und Politik für die europäische Idee. Am Ende kamen wir zu dem Ergebnis, dass alle Partner ihren Anteil beitragen und Erwartungen and die jeweils anderen begrenzen müssen.
Zwei Lokwechsel und eine Grenzkontrolle später versammelten wir uns zu unserem ersten gemeinsamen Mittagessen auf Schienen. (Spätzle und Gulasch) Ab 14.30 Uhr begannen verschiedene Workshops. Ob Schreibwerkstatt, Trommeln, T-Shirt-Druck oder Redaktionssitzung der Zugzeitung, an kreativen Angeboten mangelte es nicht. Je dichter der Bahnhof Ceske Budjovice kam, umso heißer liefen die Vorbereitungen für die Projekte. Die einen druckten, klebten, übersetzen andere schnitten Filme, Töne und trafen letzte Absprachen. Um kurz nach sechs erreichten wir pünktlich die erste Station unserer aufregenden Reise durch Mittel-Osteuropa.
Dring, Dring 5:30 Uhr, Aufstehen. Jetzt geht’s los.
// 11:50 // von valerie
Nach so vielen Monaten des Wartens, fahren wir endlich los im Europazug - im Gepäck alles: Ideen, Material, Plakate, den Kopf voller Begeisterung und Erwartung, aber auch Zweifel. Wird alles gut laufen mit meinem Projekt? Aber das ist jetzt noch nicht die Frage, denn es ist inzwischen 7.30 Uhr. Teilnehmer, Serviceteam, Journalisten - alle stehen am Bahnhof Friedrichstraße auf dem Gleis 2. Aufgeregt gebe ich noch auf dem Gleis schnell drei Radiointerviews und dann endlich steigen wir in den Zug - Berlin, Friedrichstraße, 8:58 Uhr. Der Zug rollt an!
Es folgt die Entdeckung des Zuges: acht Wagons, viele neue Leute, Gesichter, Geschichten, erste starke Momente und Fotos! Um 9:30 Uhr beginnt der erste politische Salon in einem randvollem Wagon mit dem Thema: “Politische Kultur und die Rolle der Medien”. Mit viel Engagement läuft eine Diskussion über die Medien in Tschechien. Eigentlich müsste man noch viel machen, damit die Menschen in Europa die EU besser wahrnehmen und sich als europäische Bürger fühlen. Was das politisches Engagement und politische Meinung anbetrifft, muss noch viel Arbeit geleistet werden. Durch die Erweitungen wurden viele Fragen und Probleme aufgeworfen wurden. Doch nach der Erweiterung hörte man teilweise auf, über die Konsequenzen weiter nachzudenken. Dies ist aus meiner Sicht das wichtigste Fazit der Diskussion. Um elf Uhr ist der politische Salon vorbei.
Ich nehme mir die Zeit, aus dem Fenster der Landschaft beim Verändern zuzuschauen. Nach einer Stunde ist schon so viel passiert. Und es geht weiter mit dem mit Trommel- und Zeichen-Workshops. Die Teilnehmer fangen an, ihre Projekte vorzubereiten und Kilometer um Kilometer nähern wir uns České Budějovice, wo heute Abend das erste Festival stattfinden wird. Spontaneität, Effizienz, Freude, Begeisterung müssen dabei sein um erfolgreich zu sein. Auf jeden Fall werden wir viel erleben.
Budweis wir kommen!
Valerie Joyeux
Der Europazug 2006 rollt
23. April 2006 // 19:24 // von tom
Noch 12 Stunden und der Europazug startet mit über 100 Teilnehmern seine Tour am Bahnhof Friedrichstraße in Berlin! Sieben Tage lang (vom 24.04. bis 01.05.) kommen die Mitreisenden auf ihrer Reise durch Deutschland, Tschechien, Österreich, Slowenien, Ungarn, die Slowakei und Polen mit den Menschen aus diesen verschiedenen Regionen Europas ins Gespräch und präsentieren und erleben kulturelle Vielfalt.
Während der Europazug rollt, finden Sie hier im Tourtagebuch jeden Tag aktuelle Berichte von den Tourteilnehmern.
Möge der Spaß beginnen!